Blumenkohl, Salat und Karotten mitten in der Innenstadt – für viele nur schwer vorstellbar. Seitdem es das Urban Gardening gibt, das nicht nur ein vorrübergehender Trend ist, sind solche Bilder keine Seltenheit mehr. Immer mehr Menschen leben nach der urbanen Lebensweise. Das heißt nichts anderes, als dass sie in den Großstädten ihr Zuhause gefunden haben. Gründe gibt es viele, die Wichtigsten sind wohl die Angebote auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt. Dass keiner in Betonwüsten leben möchte, ist verständlich, viele Wohnungen – gerade Neubauten – werden deshalb mit Balkonen versehen. Auch kleine Gärten sind – selbst bei Mehrfamilienhäusern – immer wieder zu finden, respektive den Hinterhöfen. Somit gibt es oftmals schon Möglichkeiten, selbst in Innenstädten gärtnerisch aktiv zu werden. Da diese Möglichkeit vielen aber auch nicht gegeben ist, könnte das sogenannte Urban Gardening interessant sein.
Was ist Urban Gardening?
Unter Urban Gardening versteht man die Möglichkeit, allgemeine Nutzflächen, also solche, die die Stadt zur Verfügung stellt, landwirtschaftlich zu nutzen. Hier vor allem zum Gemüseanbau. Klingt für manchen vielleicht etwas seltsam, ist aber nicht neu, denn Urban Gardening wird schon betrieben, seitdem es Städte gibt.
Nun kommt es immer darauf an, welche Möglichkeiten der Einzelne bei sich zuhause hat. Wenn Balkon oder Terrasse für eben diesen Gemüseanbau zu klein oder gar nicht vorhanden sind und man nicht immer das Gemüse aus dem Supermarkt oder vom Wochenmarkt kaufen möchte, kann jeder dank des Urban Gardenings selbst unter die Bauern gehen.
Was heute wieder modern wird, war früher eine Möglichkeit, sich kostengünstig mit frischem Gemüse zu versorgen – und für viele auch notwendig. Denn meist gab es nur außerhalb von Städten die Möglichkeit, Gemüse und Obst anzubauen. Die Nachfrage aber war groß, die Transportwege lang. Im 19. Jahrhundert hat der Wirtschaftsgeograf Johann Heinrich von Thünen ein Modell entwickelt (Thünensche Ringe), das die Landnutzung mit der Nachfrage, den Transportmöglichkeiten und den Kosten verglich. Gerade schnell verderbliche Lebensmittel sollten demnach in den Städten angebaut werden, da sich ein Anbau außerhalb nicht lohnte.
Urban Gardening im 21. Jahrhundert
Was früher gut war, kann heute nicht schlecht sein. Nehmen wir doch nur mal ein Beispiel aus der Praxis. Supermärkte haben einen Lagerbestand bei verderblichen Waren, der auf eine dreitägige Lagerung ausgerichtet ist. Danach käme es bereits zu einem Engpass, wenn kein Nachschub gewährleistet wäre. Dies hat man bei Streiks britischer Landwirte und Lastwagenfahrer in den Jahren 2000 und 2005 in Großbritannien beobachten können. Und schon ist die Möglichkeit des Urban Gardenings nicht nur mehr ein Hobby, sondern kann für die Versorgung wichtig werden.
Vor allem in den Großstädten ist Urban Gardening seit vielen Jahren zuhause. Ob in Hamburg, Köln, Berlin oder München, wundern Sie sich nicht, wenn Sie plötzlich inmitten der Stadt Felder mit Sellerie, Kartoffeln oder Spinat finden. Natürlich nicht mitten in der Fußgängerzone und sicherlich auch nicht neben Hauptverkehrsstraßen oder der Stadtautobahn. Aber doch in Parks und anderen Grünanlagen.
Und nun kommen Sie ins Spiel! Haben Sie keine Möglichkeiten, Gemüse und Obst anzubauen, möchten aber dennoch nicht darauf verzichten? Dann ist Urban Gardening vielleicht genau das richtige für Sie. Aber bitte nicht einfach im Stadtpark ein eigenes Gemüsebeet anlegen, denn das ist nicht gestattet. Wo es in Ihrer Stadt möglich ist, erfahren Sie am besten über Ihre Stadtverwaltung. Nur ein paar Beispiele:
- In Berlin stehen die Prinzessinengärten am Moritzplatz, interkulturelle Biogärten in Kreuzberg und Neukölln oder Obstbäume im Görlitzer Park zur Verfügung.
- In Hamburg gibt es auf St. Pauli ein Gartendeck, im Hammerpark einen Kräutergarten und in Hohenfelde die Kallerschen Gärten.
- In Nürnberg kann man im Stadtgarten, im Sebalder Hofgärtchen oder im Interkulturellen Garten in Langwasser Gemüse und Obst anbauen.
Beim Urban Gardening tun sich viele Menschen zusammen und pflegen die Gärten gemeinsam. So gesehen ist es auch kein Problem, wenn man mal im Urlaub oder gar krank ist – es sind genügend Mitbürger da! Übrigens: Sollten Sie über den Begriff Guerilla Gärten stolpern, damit ist ebenfalls das Urban Gardening gemeint.